Hi,
Frage an den Vorschreiber: wie kommst du drauf das der Wagen nicht gewartet wurde? Nur weil keine größeren Dinge gemacht wurden? Für mich klingt das eher nach einem regelmäßig gewarteten soliden Fahrzeug mit einem Motor, der weitgehend unauffällig läuft.
An die Threaderstellerin:
Mein Rat: erstmal ganz entspannt bleiben. Mir geht es ganz genau wie dir, Öl nachfüllen und Lampen wechseln kann ich ebenfalls aber dann hörts auch schon auf. Ein wenig technisches Verständnis habe ich, kann daher die wichtigsten Dinge beobachten und einschätzen, aber fürs Schrauben fehlt mir auch das nötige Geschick, Wissen und die Zeit. Ich glaube, ich kann deine Situation ganz gut nachvollziehen.
Mein Octavia mit dem 1.2 TSI 105 PS aus 2010 ist aktuell bei knapp 180 000 km und ich konnte mich auch noch nicht von ihm trennen. Altersbedingt kamen in den letzten 2 Jahren paar größere Investitionen (Bremsen und Fahrwerk [Federbruch, Stoßdämpfer durch, Domlager neu]).
Wenn dein Motor aus dem Herbst 2012 stammt, also vmtl. Modelljahr 2013, müsstest du schon die überarbeitete und verstärkte Steuerkette haben. Der Kettenspanner ist aber noch der alte, der immer wieder verstopft (vor allem nach Kurzstreckenfahrten, wenn das Öl nicht lange genug über 80°C war) und somit beim Kaltstart nicht genug Öldruck aufbauen kann um die Kette schnell genug zu spannen. Das ist altbekannt, ich fahre seit 150 000 km so herum. Es ist zwar doof und klingt manchmal fies, aber mit der verstärkten Steuerkette droht dir deswegen (zumindest offiziell) kein Motorschaden mehr. Das vereinzelte Rasseln beim Kaltstart für max. 2 Sekunden ist also leider als normal zu betrachten. Erst wenn das Rasseln nicht aufhört oder die Motorkontrollleuchte mit angeht, solltest du das zügig in einer Werkstatt überprüfen lassen (bitte nicht bei ATU). Deine Laufleistung spricht für viele Langstreckenfahrten. Das sollte ausreichend sein, um den Kettenspanner zwischenzeitlich immer wieder ausreichend von Verstopfungen zu befreien. Das beste was du dem 1.2 TSI antun kannst ist, möglichst jede Kurzstrecke zu vermeiden. An sich ein Widerspruch in sich, ein Benziner der nicht kurzstreckentauglich ist. Ist aber leider einfach so. Eine Fehlkonstruktion, mit der man aber umgehen kann. Noch ganz wichtig beim Abstellen: den Motor bitte niemals auf Spannung abstellen oder gar in den eingelegten Gang rollen lassen, besonders nicht in Steigungen. Bedeutet: erst auskuppeln und die Kupplung getreten halten, die Bremse treten, Handbremse anziehen, Bremse loslassen, Motor bei immer noch getretener Kupplung abstellen, Gang einlegen und erst nach dem abstellen die Kupplung loslassen. Somit ist die Steuerkette im Stand entlastet und steht nicht dauerhaft unter Spannung.
Diese Stolperer/Ruckler habe ich auch seit einigen Jahren bei warmen Temperaturen und plötzlichen Lastwechseln zwischen 1800 und 2500 Umdrehungen. Es ging aber noch nie die Motorkontrollleuchte an und es sind keinerlei Fehler im Speicher. Habe es mehrfach in der Werkstatt meines Vertrauens überprüfen lassen. Ursache ist nicht zu ermitteln. Man könnte jetzt auch noch zu Skoda fahren und dort einiges an Geld lassen. Mir war es das nicht wert, zumal meine Skoda Werkstatt dicht gemacht wurde und ich mir somit nach Garantieablauf einen freien Meister gesucht habe. Wir haben die Zündspule und alle Zündkabel auf Verdacht gewechselt, zudem die Zündkerzen die die Skoda Werkstatt beim letzten Service dort vergessen hatte. Kurzum, es hat weder geschadet noch geholfen (zumindest nicht nachweislich), aber die insgesamt ca. 300 Euro waren zu verschmerzen.
Einen Marderschaden würde ich auch ausschließen, da hättest du richtig derbe Zündaussetzer mit Leistungseinbrüchen inkl. Motorkontrollleuchte und Fehlern im Speicher.
Gegen diese minimalen Stolperer hilft gutes Öl, regelmäßiger Ölwechsel, guter Sprit und Vermeidung von untertourigen Lastwechseln. Heißt also, wenn du zw. 1500 und 2500 Umdrehungen stärker beschleunigen möchtest, einfach runterschalten. Dann läufts wie geschmiert und du kannst mit diesem Problem noch jahrelang sorgenfrei fahren. Ich vermute die Ursache irgendwo im Bereich Turbolader, was ich aber weder konkretisieren noch belegen kann. Genauere Ursachenforschung halte ich nicht für nötig, da ich dieses Problem im Griff habe und der Motor störungsfrei arbeitet.
Nochmal einige allgemeine Worte:
Klar wird in Zukunft auch bei dir die ein oder andere Reparatur nötig sein. Die Frage ob sich die Investitionen lohnen, lässt sich kaum beantworten. Mal ganz krass gesagt, selbst bei einem Motorschaden wenn du das Auto komplett abschreibst, ist der finanzielle Verlust bei dem jetzt ohnehin geringen Restwert überschaubar.
Ich denke unsere beiden Autos sind kolossal zuverlässig und sehr günstig im Unterhalt. Wir haben so viele km gefahren, dass man die Dienste des Autos zu schätzen weiß, alleine schon die Gewissheit, (fast) alles zu kennen was an dem Auto gemacht und nicht gemacht wurde. Der ideelle persönliche Fahrzeugwert ist somit (für mich) viel höher als einem jeglicher Verkauf einbringen würde. So günstig und zuverlässig wird sich das nächste Auto womöglich nicht betreiben lassen. Und je moderner das Auto und je umfangreicher die Ausstattung, desto mehr Unwägbarkeiten hast du. Ein neues Auto (gebraucht) zu kaufen bedeutet erstmal viel Unsicherheit hinsichtlich der Zuverlässigkeit (und ggf. Auch der Historie), in jedem Falle viel viel Geld für den Händler und wie der Vorschreiber richtig erwähnte, auch bei einem neuen und jungen Auto können jederzeit unkalkulierbare Kosten entstehen. Dein Auto weiterzufahren gibt dir eine recht große finanzielle Sicherheit mit dem Bewusstsein, dass früher oder später kostenintensive Reparaturen auf dich zu kommen. Die Entscheidung, was dir lieber ist und sinnvoller erscheint, kann dir letztlich leider niemand von uns abnehmen.
Mein Rat wäre jetzt erstmal: zu allererst abklären, welche Steuerkette dein Praktik hat. Wenn er schon die verstärkte Version hat, brauchst du nichts weiter zu tun. Angeblich (!) Ist diese Kette so verstärkt, dass sie nicht mehr überspringen kann. Ansonsten möglichst wenig Kurzstrecke fahren, gutes Öl im regulären Intervall wechseln lassen (bei wenig Kurzstreckenbetrieb ist auch Longlife gar kein Problem) und keine E10 Plörre tanken.
Zumindest bin ich damit seit über 10 Jahren gut hingekommen. Bis auf eben diese leichten Ruckler ab und an läuft der Motor wunderbar geschmeidig und spritzig. Meine Empfehlung für Öl und Sprit: seit 50 000 km fahre ich jetzt mit dem von casey1234 empfohlenen Addinol GigaLight 5W30 aus dem Wectol Shop. Da weis ich wo es herkommt, es ist keine Fälschung, der Motor läuft definitiv runder und die Ruckler sind spürbar weniger geworden. Zudem tanke ich seit jeher nur Super E5 und seit einiger Zeit fast nur noch bei Aral. Dadurch ist der Motor um einiges spritziger und drehfreudiger geworden und reagiert auch zügiger. Viele bestreiten diese Unterschiede bei Sprit und Öl, ich hingegen kann es aus persönlicher Wahrnehmung bestätigen. Das Auto macht nun noch mehr Spaß. Das sind die ggf. paar Cent beim Tanken echt wert. Da braucht es gar kein Super Plus. Meine Freundin kann das mit ihrem Ibiza 1.2 TSI ebenfalls bestätigen. Wenn sie öfter bei Aral tankt, zieht er ebenfalls besser.