Die Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung sowie Professorin an der Leuphana Universität Lüneburg, Claudia Kemfert, bezeichnet,
gegenüber MDR Aktuel, E-Fuels als eine Scheinlösung.
"Die Energieökonomin Claudia Kemfert hält E-Fuels bei Autos für eine Scheinlösung. Sie sagte MDR AKTUELL, für die Produktion der synthetischen Kraftstoffe sei "wirklich ein hoher Stromeinsatz nötig". Wenn zehn Prozent aller Autos in der EU mit E-Fuels fahren würden, stiege die Nachfrage nach erneuerbaren Energien um fast 40 Prozent. Dabei werde schon jetzt um jedes Windrad gekämpft. Die Diskussion um die E-Fuels nannte Kemfert eine Gespensterdebatte. Sie solle nur suggerieren, dass die Menschen weiter Verbrennerautos fahren könnten."
Somit äußert sich auch die nächste hochrangige Professorin, nach den Herren Quaschning und Fichtner, gegen die Einführung von E-Fuels als grünen, klimagerechten Kraftstoff.
Herr Quaschning wurde, ähnlich wie Dudenhöffer, dann befragt, wenn man Troll-Aussagen gegen Dieselfahrzeuge benötigt hat, inzwischen befragt man ihn, wenn man Trollaussagen gegen Verbrenner benötigt. Die skurrilsten seiner Aussage löscht er regelmäßig auf Twitter. Zum Beispiel hat er mal allen Ernstes behauptet, dass die CO2-Abgabe bereits 2026 dazu führt, dass der Betrieb von Dieselfahrzeugen unbezahlbar wird. Das Problem: Die CO2-bedingte Preiserhöhung gegenüber 2020 liegt tatsächlich bei 0,17€/l, also rund 1€/100km bei Gesamtfahrzeugkosten, die über 40€/100km liegen. Entweder ihm fehlt grundlegendes Wissen über Fahrzeuge, oder es war Absicht, und er damit ein Troll. Es mag sein, dass er auf seinem Fachgebiet "hochrangig" ist, aber, und das ist das Hauptproblem: ein richtiger Wissenschaftler würde sich nicht dauernd mit Dingen aus dem Fenster lehnen, von denen er nichts versteht.
Frau Kemfert arbeitet hier mit bekannten und leicht durchschaubaren Psychotricks:
Die Diskussion um die E-Fuels nannte Kemfert eine Gespensterdebatte. Sie solle nur suggerieren, dass die Menschen weiter Verbrennerautos fahren könnten.
Sie macht hier eine Falschaussage, um dadurch überzeugender zu erscheinen, dass sie eine Falschaussage widerlegt. Das Problem: Sie hat die Falschaussage erst für diesen Zweck überhaupt erfunden. Kaum jemand glaubt wirklich, dass Deutschland oder Europa so viel E-Fuel erzeugen könnte, dass das E-Auto wieder abgeschafft werden könnte. Insbesondere habe ich auch von der FDP noch nicht gehört, dass sie so etwas glaubt. Und auch Frau Kemfert weiß hoffentlich, dass gar nicht versucht wird, diesen Eindruck zu erwecken. Sie tut nur so, als ob das jemand wirklich glaubt, um etwas zum Widerlegen zu haben und dadurch überzeugender zu wirken.
Es dürfte allgemein akzeptiert sein, dass Wind und Sonne großen Schwankungen unterliegen. Ein Land, dass sich zu 100% aus Wind und Sonne versorgen will, braucht so hohe Kapazitäten, dass bei viel Wind und viel Sonne große Überkapazitäten entstehen. Als Folge werden große Speicherkapazitäten benötigt.
Die Fragestellung ist nun: Sind E-Fuels eine Form von Energiespeichern? Dazu habe ich bisher nichts von ihr gehört. Zum Thema der Energiespeicherung sagt sie bisher nur, dass man Energie ja auch speichern kann, hat aber keine Details ihres Konzeptes genannt. Man kann das Thema der Energiespeicherung nicht so abtun, wie Frau Kemfert das macht. Sie hofft aber, dass das niemand merkt.
Falls man akzeptiert, dass E-Fuels energie speichern, dann gibt es ganz andere Gründe, E-Fuel-Fahrzeuge
theoretisch zuzulassen: Um den CO2-Ausstoß des Verkehrssektors zu senken, wäre es sinnvoll, schrittweise E-Fuels beizumischen, also E-Fuels, die als Energiespeicher erzeugt wurden. Sie sind dann sowieso da. Bei Dieselkraftstoff kann man heute schon 26% Kraftstoff nach EN 15940 beimischen, und der Kraftstoff erfüllt immer noch die EN 590, kann also in allen Dieselfahrzeugen verwendet werden. Heute erfolgt die Beimischung in Form von HVO-Kraftstoff, aber in Zukunft könnte das natürlich auch PtL-Diesel sein. Angeboten wird solcher Kraftstoff derzeit von AVIA unter dem Namen R33 (7% Bio-Diesel, 26% HVO-Kraftstoff nach EN 15940) und kostet so viel wie jeder andere Premium-Diesel. Wenn man (=derjenige, der sich für den CO2-Ausstoß des Verkehrssektors rechtfertigen muss) möchte, dass eine E-Fuel-Beimischung als CO2-Ersparnis im Verkehrssektor anerkannt wird, dann müssen E-Fuels sinnvollerweise als "klimaneutral" in die Bilanz eingehen. Wenn sie aber als klimaneutral in die Bilanz eingehen, dann erfüllen hypothetische reine E-Fuel-Fahrzeuge den Flotten-CO2-Grenzwert von 0g CO2/km - und bleiben somit erlaubt. Wenn man eine Beimischung von E-Fuels voll in die Klimabilanz des Verkehrssektors einrechnen will, kommt also als (wahrscheinlich statistisch irrelevanter) Nebeneffekt heraus, dass reine E-Fuel-Fahrzeuge erlaubt bleiben. Das hat überhaupt gar nichts damit zu tun, ob irgendjemand tatsächlich plant, nach 2035 reine E-Fuel-Fahrzeuge zu verkaufen.
Nochmal zur Rechtslage, da die von den meisten Journalisten falsch dargestellt wird: Ein Verbot des Verbrennungsmotors ("es ist ab 2035 verboten, Neufahrzeuge mit Verbrennungsmotor zuzulassen", "Ab Euro 8 im Jahr 2035 gilt 0mg CO/km, 0mg NOx/km, 0mg Feinstaub/km...) ist nicht vorgesehen und stand nie zur Debatte. Das haben Journalisten frei erfunden. Geplant ist nur, einen Flotten-CO2-Grenzwert von 0g CO2/km ab 2035 festzusetzen. Daher lassen sich die Themen der Berücksichtigung von E-Fuels als Beimischung für den Verkehrssektor und die hypothetische Zulassung von reinen E-Fuel-Fahrzeugen nicht wirklich trennen.
Würden doch reine E-Fuel-Fahrzeuge verkauft werden und dann mehr E-Fuels für Fahrzeuge benötigt werden, als was als Energiespeicher erzeugt wird, würde der Preis steigen, und dann würden bald weniger E-Fuel-Fahrzeuge gekauft. Das würde sich von selbst einpendeln.
Wo sie recht hat: Es ist nicht hilfreich, dass wir 6 Jahre vom Antrag zum Bau eines Windrades bis zur Inbetriebnahme des Windrades brauchen. So geht Energiewende sicher nicht. Hier hat die Ampel, genauer: Habeck, ja Besserung versprochen, aber die Besserung muss nun auch kommen. Versprechen reicht nicht.
Generell würde ein E-Fuel-Anteil von mehr als ein paar Prozent im Verkehrssektor erfordern, dass E-Fuels dort erzeugt werden, wo die Ausbeute von Wind- und Solaranlagen viel höher ist als bei uns, und dann importiert werden. Ob die Rechnung aufgeht, weiß ich nicht. Aber auch Frau Kemfert scheint das nicht zu wissen.
Ein weiteres Missverständnis: Daraus, dass E-Fuel-Fahrzeuge erlaubt bleiben, gibt es noch lange keine E-Fuel-Fahrzeuge. Wenn sie wirtschaftlich scheitern, scheitern sie halt. Erdgas-Fahrzeuge sind gescheitert. Energiesparlampen, die nach dem Einschalten ein paar Minuten brauchen, sind gescheitert. Und? Viele versuchen den Eindruck zu erwecken, als wollte die FDP jemanden dazu zwingen, E-Fuel-Fahrzeuge zu verkaufen.
Somit äußert sich auch die nächste hochrangige Professorin, nach den Herren Quaschning und Fichtner, gegen die Einführung von E-Fuels als grünen, klimagerechten Kraftstoff.
Zumindest in dem Teil, den du zitiert hast, sagt sie nur, dass E-Fuels, und insbesondere E-Fuel-Fahrzeuge, kein Massenphänomen sein werden. Also: Hat sie Argumente gegen die Herstellung von E-Fuels als Form der Energiespeicherung?
Mag sein, dass dir diese Quelle auch nicht sonderlich gefällt, aber ich finde diese recht aktuelle Publikation sehr gut aufbereitet und professionell dargeboten. Kein Wunder, dass der junge Mann mehr als ein halbe Millionen Follower besitzt.
Die Quelle ist deutlich besser, da er kein Lobbyist ist, der immer dann von der Presse angerufen wird, wenn eine Trollaussage gegen Verbrenner benötigt wird. Völlig falsch liegt er aber bei der letzten Aussage zur Lautstärke. Selbst Dudenhöffer gibt zu, dass das AVAS-System von E-Autos lauter ist als die leisesten reinen Verbrenner.
Verdächtig sind immer Quellen, die davon leben, dass sie gezielt von Journalisten angesprochen werden, um die Wunschmeinung zum Besten zu geben.
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und 2186 Kommentare

binnen weniger Stunden, zeigen wie brisant das Thema aktuell diskutiert wird und wie verlogen Industrie und Politik mal wieder sind.
Politiker und Industrie sind verlogen? Wer hätte das gedacht. Journalisten übrigens auch: Die ersten Berichte, dass es Merkwürdigkeiten bei Abgaswerten gibt, damals bei Magerbenzinern, sind von 1990. Über die erste Zyklus-Erkennung von 2000 berichtet. Etwa 15 Jahre, nachdem über die erste Zykluserkennung berichtet wurde, haben Journalisten aus Click-Bait-Gründen (oder aus Inkompetenz heraus) so getan, als hätte damit nun wirklich niemand rechnen können.
Davon abgesehen: Falls tatsächlich ausschließlich Porsche E-Fuel-Fahrzeuge anbieten will, dann wird der Marktanteil von E-Fuel-Fahrzeugen so gering sein, dass es überhaupt keine Rolle spielt, und dass Porsche die paar E-Fuels auch selber herstellen kann. Falls tatsächlich ausschließlich Porsche E-Fuel-Fahrzeuge anbieten will, dann ist es umso absurder, wie sich Journalisten, die sogar geglaubt haben, Diesel-PKW müssten 5% AdBlue verbrauchen, die Hände wund schreiben, um Wutreden gegen E-Fuels zu verfassen.