Die ersten schweren Herbststürme des Jahres mit Orkanböen bis Windstärke zwölf haben in Deutschland mindestens elf Todesopfer gefordert und starke Verwüstungen angerichtet. Bis zum Morgen zog Sturmtief "Jeanett" über den Osten Deutschlands hinweg. Während der Sturm am Sonntag (27.10.) im Westen erhebliche Schäden verursacht hatte, blieben die Auswirkungen während der Nacht im Osten begrenzt.
Vielerorts sprachen die Behörden von lebensbedrohlichen Gefahren und warnten davor, die Häuser zu verlassen. Der Flug- und Bahnverkehr brach in vielen Gebieten zusammen, zehntausende Bahnreisende mussten teilweise extreme Verspätungen in Kauf nehmen, Straßen und Autobahnen wurden gesperrt. Ein Polizeisprecher in Wiesbaden sprach von "umgefallenen Bäumen in unendlicher Menge."
17.000 Einsätze allein in NRW
Besonders schwer traf es am Sonntag Nordrhein-Westfalen (NRW), wo allein fünf Menschen bei sturmbedingten Unfällen starben. Ein 21-jähriger Feuerwehrmann war im Privatwagen unterwegs zu einem Einsatz in Velbert, als er eine Frau (43) und deren Tochter im Sturm erfasste. Die Frau starb im Krankenhaus. In Aachen ertrank ein 70-jähriger Mann, der kopfüber in einen überfluteten Gully stürzte. Ein Mann in Hamm wurde vom herabstürzenden Dach eines Asylbewerberheimes erschlagen. In Bocholt krachte ein Baum auf das Auto einer niederländischen Familie, dabei wurde die Mutter getötet. In Mülheim fiel ein Baum auf acht Luxuskarossen und verursachte einen Schaden von rund 240.000 Euro. Insgesamt rückten Polizei und Feuerwehr in Nordrhein-Westfalen nach Angaben der Behörden zu 17.000 Einsätzen aus. Bis in die frühen Morgenstunden waren 3.198 Mitglieder des Technischen Hilfswerkes im Einsatz.
Die Autobahn A 1 zwischen Köln und Leverkusen war bis zum frühen Morgen gesperrt. Nach Angaben des Westdeutschen Rundfunks (WDR) wurden zunächst die Rheinbrücke bei Leverkusen auf mögliche Sturmschäden untersucht. Im Verlaufe des Sturm-Sonntags wurden des Weiteren zahlreiche Autobahnabschnitte in NRW wegen umgestürzter Bäume gesperrt - unter anderem war die A 3 zwischen Solingen und Ratingen blockiert.
Der von Großbritannien kommende Orkan "Jeanett" erreichte zum Teil Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 150 Stundenkilometern. Dabei verwüstete er ganze Landstriche: Bäume und Strommasten stürzten um, Gebäude wurden beschädigt, Dächer abgedeckt, starke Regenfälle überfluteten Straßen und Keller. "Die Behörden rotieren", sagte ein Sprecher des Lagezentrums in Düsseldorf.
Meldung von dpa