Wer ein neues Auto kauft, ist zumindest in den ersten Jahren vor vielen unliebsamen Überraschungen gefeit. Schließlich schützt den Wagen nicht nur die zum Jahreswechsel gesetzlich auf mindestens 24 Monate verlängerte Gewährleistungsfrist, sondern auch eine Mobilitätsgarantie, mit der Autofahrer auch im Falle einer Panne zum Ziel kommen.
Getrieben vom Wettbewerbsdruck haben fast alle Hersteller und Importeure diesen Service eingeführt und machen damit dem etablierten Schutzbrief der Automobilclubs Konkurrenz. Experten sehen darin Vorteile für Verbraucher - je nach Nutzung des Autos sei aber die eine oder andere Police sinnvoller.
Wenn Autofahrern mit Mobilitätsgarantie unterwegs etwas passieren sollte, genügt ein Anruf bei einer rund um die Uhr besetzten Hotline, um Hilfe zu holen. Das Leistungsspektrum reicht dabei nach Angaben der Hersteller vom Reparaturversuch vor Ort über Hotelübernachtungen mit Verzehr- und Kinogutschein bis hin zu Leihwagen, Bahnfahrkarte oder Flugticket und späterem Rücktransport des reparierten Fahrzeugs.
Allerdings gelten die Angebote bei den meisten Herstellern nur innerhalb der ersten Jahre. Nur wenige Anbieter wie Opel, Mercedes, Audi, Volvo oder Skoda verlängern den Service nach jedem Wartungsintervall bis zum nächsten regulären Werkstatttermin. Weitere Voraussetzung ist der regelmäßige Besuch einer Vertragswerkstatt.
Die enge Bindung der Hersteller an die Vertragswerkstätten ist der EU-Kommission allerdings ein Dorn im Auge. Sie sieht darin einen für Verbraucher nachteiligen Einfluss der Autokonzerne auf die Reparatur- und Wartungspreise. Nach vor kurzem vorgestellten Plänen von Wettbewerbskommissar Mario Monti soll daher dieser Einfluss beschränkt und künftig auch freien Werkstätten die Wartung aller Autos erleichtert werden. Die EU-Kommission verspricht sich davon mehr Wettbewerb in der Branche und günstigere Reparaturpreise.
Allerdings decken die Werkspolicen häufig nur Risiken ab, die auf einen technischen Defekt am Fahrzeug zurückzuführen sind. Außerdem gibt es die Mobilitätsgarantie oft nur für Neuwagen und lediglich in Ausnahmefällen für entsprechend geprüfte Gebrauchtfahrzeuge.
Vor allem mit diesen Lücken argumentieren die Automobilclubs für ihre Schutzbriefe. Wer beim ADAC in München für einen Aufpreis zum Plus-Mitglied aufsteigt, sei auch gegen die beim Hersteller ausgeschlossenen Risiken versichert, sagt Sprecher Peter Hemschik. Außerdem kämen die «Gelben Engel» auch dann, wenn der Ausfall des Wagens selbst verschuldet ist. Darüber hinaus sei der Schutzbrief nicht nur für Neuwagen, sondern auch für gebrauchte Autos erhältlich. Versicherungsleistungen seien zudem nicht an das Fahrzeug, sondern an die Person gebunden. Weitere Pluspunkte für den herkömmlichen Schutzbrief sind dem Automobilclub von Deutschland (AvD) in Frankfurt zufolge die Betreuung auch in Ländern mit großen Lücken im Servicenetz der Autohersteller - etwa in Osteuropa.
Professor Ferdinand Dudenhöffer vom Center of Automotive Research (CAR) der Fachhochschule Gelsenkirchen sieht in der Konkurrenz der Garantieangebote letztlich Vorteile für die Verbraucher. Durch den Wettbewerb werde sich am Ende das bessere System durchsetzen. Größere Chancen räumt er dem «kundenfreundlichen» Modell der Hersteller ein: Kunden könnten damit für ihr Auto eine Gesamtgarantie erwerben und Risiken an die Hersteller abgeben. Der Trend gehe beim Auto eindeutig zu solchen Komplettlösungen, die alle Serviceleistungen abdeckten.
Die Voraussetzung der Mobilitätsgarantien, das Auto von Vertragswerkstätten warten zu lassen, versteht Dudenhöffer als Strategie zur «Kundenbindung»: Kunden kauften gerne Marken, weil das für sie eine Art Versicherung sei - genau so verhalte es sich auch bei den Mobilitätsgarantien. Außerdem könnten Kunden sehr gut selbst die Vor- und Nachteile abwägen: «Es zwingt ja keinen dazu. Der Kunde entscheidet, ob er nur einen Scheinwerfer oder das Gesamtpaket kaufen will.»
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