Bessunger
Hallo liebe Skodafreunde,
nachdem meine "Eroberung" inklusive gleichnamigem Rabatt durch Skoda ja zeitlich perfekt in den Corona-Shutdown gefallen ist und ich daher (wie viele Kollegen hier im Forum) 6 Wochen länger auf meinen Octavia III warten durfte, bekamen wir drei Tage vor Abfahrt zum Nordseeurlaub unseren Familienkombi ausgehändigt. Hier mal ein paar Erfahrungswerte und Eindrücke der letzten vier Wochen:
Vorneweg: Warum noch der 3er Octavia? Es gab viel Auto fürs Geld und ich hänge der Vorstellung nach, daß ganz neu auf den Markt gekommene Fahrzeuge im Notfall auch die Werkstätten vor mehr Rätsel stellen als lange bekannte Modelle, deren Schwachstellen nach einigen Baujahren teils wohlbekannt und teils modellpflegetechnisch behandelt sein dürften.
Die Übergabe hat bei den Damen der Familie nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Unsere Tochter durfte tatsächlich das Auto "enthüllen" und sowas verfängt schon, besonders bei 10jährigen. Ich habe schon zu lange mit Werbefuzzis zu tun, als dass man mich damit noch stärker in Wallung bringen könnte, aber es war schon was anderes wie das letztemal bei der Opelfiliale des gleichen Autohauses, damals im Regen, ganz hinten auf dem Parkplatz... auch die Einweisung verlief ausführlich und ließ erstmal wenige Fragen offen.
Schon beim Verlassen des Geländes fiel mir auf, wie viel agiler sich der Octi gegenüber dem bis vor einer guten Stunde gefahrenen Astra J anfühlt. 300 kg weniger "Speck" machen schon etwas aus. Meine Befürchtung, dass der Skoda gegenüber dem Doppelrahmstufe-Opel allzu flatterig wirken könnten, haben sich aber nicht bestätigt. Grundsätzlich liegt der Octavia nicht schlechter auf der Straße. Aber er geht viel besser um die Ecke.
Notabene: Ich war mit dem Astra 4 Jahre lang mehr als zufrieden und es war der erste Opel (ich bin seit 1997 verschiedene Fahrzeuge dieser Marke gefahren), der wirklich bis ins Detail solide auf mich gewirkt hat.
Also, los ging’s quer über‘n Odenwald und der Dreizylinder schnatterte geschäftig unter der Haube. Nach vier Wochen mit der Maschine ist mein Urteil: Ein überraschender Motor. Er hat kein Problem damit, den Octavia zu beschleunigen, auch nicht 4-Personen-Familienurlaub-beladen auf dem Weg nach Norden. Ja, er ist kein Rennwagen, aber auch keine Wanderdüne. Nominell hat er dank des Gewichtsvorteils sogar ein paar PS pro Tonne mehr als der Astra (der 120 PS aus 1,4 Litern generiert hat). Der kleine Dreitopf will drehen, man merkt ihm an, wie er sich ab 2500 Touren aufwärts in den persönlichen Wohlfühlbereich jubelt. Ein Gefühl der Untermotorisierung kommt bei mir nicht auf (und jetzt bitte ein volltönendes „Du hast keine Ahnung was Power ist“ vom Chor der RS-Piloten). Ich denke, daß das relativ agile Fahrgefühl auf der Vorderhand auf jeden Fall mit dem leichten Motor zu tun hat. Mir gefällts.
Was an dem Motor abtörnt, ist sein Klang. Ja, ich weiß, wenn man einen schön klingenden Motor möchte, hilft es bei Hubraum und Zylinderzahl eher eine Schippe draufzulegen, als downzusizen, aber beim Opel habe ich schon im Parkhaus ganz gerne mal das Fenster an der Ausfahrt etwas länger offen gelassen, um dem sonoren Pfeifen des Turbomotors zuzuhören. Oder einfacher: Er klang richtig gut.
Der Klang des Dreizylinders ist nicht so recht zu greifen. Innen hört man ihn erst so richtig jenseits der 3000 Umdrehungen, dann klingt er ein bisschen wie ein fetter Kater, dem man aus Versehen ein paar Tabletten Speed unter die Brekkies gemischt hat. Und ein klein wenig nach Ente. Irgendwas zwischen purren und schnattern. Schräg. Von draußen ist es ein klanglicher Mischmasch aus ungeradem Zylindergeschnatter und brummigem, fast dieseligem Unterton. Man merkt halt doch: Da bewegt sich etwas außerhalb gewohnter Symmetrien. Das ist nicht schlimm, wäre es mir um den Sound gegangen, hätte ich mir einen RS gekauft. Aber sexy ist halt doch weit davon entfernt. Dass er sich beim Anlassen manchmal schüttelt wie ein nasser Hund, ist technisch gesehen keine Überraschung (dass er es aber auch oft nicht tut, weist meines Erachtens darauf hin, dass es wohl günstige und ungünstige Startpunkte des Systems gibt, was sicher mit der Vibrationsdämpfung zu tun hat)
Egal, gehen tut die Nähmaschine unerwartet ordentlich und der Verbrauch liegt flott gut 1,5 Liter unter dem Opel, bei ähnlichen, subjektiv eher besseren Beschleunigungswerten und gleichem Fahrprofil.
Ansonsten war die erste größere Fahrt natürlich auch gleich der Härtetest. Auf dem Hinweg habe ich es einfahrtechnisch auch entsprechend limitiert angehen lassen. So drohte denn auch die einzige Unbill in einem Leihwagen-Sprinter, der beim Spurwechsel versucht hat, mir eine Breitseite zu geben (und auch nicht durch „Handstand auf der Hupe“ von seinem Kurs abzubringen war. Penner.) Ansonsten verlief die Fahrt angenehm, entspannt und technisch problemlos. Der Skoda ist sowohl vom Fahrgeräusch als auch von den Windgeräuschen deutlich leiser als der Astra.
Trotz nicht unflotter Fahrweise genehmigte sich der Octavia auch auf dem Rückweg nicht mehr als 5,8 Liter. Kann man – zumal im Rahmen der ersten 2000 km – schon gelten lassen.
Jetzt noch ein Blick auf die Ausstattung. Es handelt sich bei meinem Octi um einen „Tour“, der für meine Verhältnisse sehr angenehm ausgestattet ist, mehr geht natürlich immer, aber ich vermisse fast nichts. OK, ein paar Schritte zurück musste ich in Kauf nehmen. Die elektrische Handbremse des Opel war das Richtige für mich faule Sau, aber ich bin auch 28 Jahre lang vorher ohne klargekommen. Den vorderen Parkpilot vermisse ich kaum, der hat mich auch nicht davor bewahrt, mir an einem Parkplatz mit idiotisch („unter dem Radar“) platzierten Ziersteinbrocken den Frontspoiler zu zerkratzen.
Definitiv ein Aufstieg ist das „Bolero“ – zwar hatte der Rüsselsheimer auch einen Bildschirm, aber der war aufgrund fehlender Navimöglichkeit reichlich sinnlos. Das ist jetzt anders. Nach ausgiebiger Erprobung im Urlaub kann ich nur sagen: Spart Euch das Geld für das interne Navi. Die Navigation mit Google Maps funktioniert einwandfrei und ist wirklich immer aktuell. Der Datenverbrauch ist gering (man kann auch zuhause im WLAN Offlinekarten vorneweg runterladen). Die Ansage von Tante Google ist nahtlos ins System integriert, wird also immer akustisch in den Vordergrund eingeblendet. Die Skoda-eigene Sprachsteuerung kommt eigentlich kaum zum Einsatz. Das ist natürlich aus männlicher Sicht suboptimal: Da sind gleich zwei Mädels eingebaut, mit denen man auch noch auf vorgeschriebene Weise kommunizieren muss… ach du liebe Güte. Das einzige Problem mit Android Auto hatte ich dann auch, als ich einen Anruf über die bordeigene elektronische Dame gestartet habe und danach war die Googlefrau erstmal komplett eingeschnappt und hat die Navigation eingestellt. Schon klar: Einmal mit Libuse geflirtet und schon ist Annie auf 180… wenn er meint, er müsste mit dem Tschechenluder rummachen, kann er selber zusehen, wie er den Weg findet….
Später habe ich herausgefunden, dass das Problem an meinem Smartphone lag, das beim Telefonieren den USB-Anschluss auf „Medien“ umgestellt hat. Das ließ sich aber in den Systemeinstellungen beheben.
Etwas deppert ist die Tatsache, dass Android Auto noch immer eine USB-Verbindung benötigt, wobei die USB-Buchse gut platziert ist und das von mir beschaffte knackekurze Anschlusskabel kaum aufträgt.
Zum Kapitel „Ziemlicher Dünnschiss“: Die Skoda-Connect-App ist gut gemeint, aber nicht gut gemacht. Vom Ansatz her ja ok, besonders die „finde Dein Auto“-Funktion ist eine gute Idee und auch dass man die Kiste aus der Ferne notfalls abschließen kann. Aber was nutzt das alles, wenn die App selbst einfach besch…eiden funktioniert? Mal startet sie gar nicht, mal hat sie die Anmeldedaten plötzlich vergessen, dann stürzt sie ab. Wir waren am Strand und das Auto in Sichtweite auf dem Parkplatz – aber die App behauptete voller Inbrunst, daß das Fahrzeug kilometerweit weg am Ferienhaus geparkt sei. Zurück am Ferienhaus war sich die App dann ganz sicher, dass der Octavia auf dem Strandparkplatz zu finden sei. Doch. Auf jeden Fall. Auch nach mehrmaligem Druck auf „Aktualisieren“… Das ist ein schwaches Bild für einen Konzern, der sich ja erwiesenermaßen mit raffiniert programmierter Software gut auskennt…
Zum ersten Mal fahre ich auch ein Auto mit eingebauten Bremsassistenten. Die Rangierbremse durfte ich dann auch gleich am ersten Tag in unserer Tiefgarage testen. Wir besitzen Stapelparkbühnen. Diese Dinger sind die zweitdümmste Erfindung der Menschheit nach der Atombombe. In unserem Fall kommt dazu, dass Kombis rückwärts reingefahren werden müssen, weil ansonsten beim Hochfahren der Bühne das Heck an die Decke knallt. Also rückwärts eine geneigte Fläche hoch, mit links und rechts keinem halben Meter bis zu einem soliden Betonpfosten. Ganz großes Tennis.
Ich platzierte also den Octavia schön gerade vor der Bühne, Rückwärtsgang rein und los ging’s. Dass die Parkpiepser dabei komplett austicken, kannte ich vom Astra. Man fährt ja erstmal gerade auf die Schräge zu und der Abstand zwischen Unterkante Stoßstange und Bühnenboden wird kontinuierlich kleiner, bis die Achse die Schräge erreicht, dann hebt sich das Heck und das Ganze normalisiert sich augenblicklich. Ich hatte natürlich vorher alles abstandstechnisch abgecheckt und war zu brauchbaren Werten gekommen. Die Sensoren lieferten die zu erwartenden, komplett erratischen Werte, aber ich hatte die Rechnung ohne die Rangierbremse gemacht. Das Ding bremst nicht, es wirft einfach den Anker. Macht zu. Bums. Kopf gegen die Kopfstütze, die Kiste steht. Gottseidank holt die Anzeige im Display mich aus meiner Ahnungslosigkeit, die mich aber weniger stark gepackt hat als der panische Gedanke, gerade ein nagelneues Auto mit dem Ar…. auf die Bühne geknallt zu haben – denn so fühlte es sich an. Nach Überwindung dieser Krise kam die nächste: Was, wenn die Rangierbremse ein Auffahren auf die Autozerstörungsmaschine effektiv verunmöglichen würde? Ein kurzer Blick ins Handbuch, Entspannung: Die Rangierbremse ist mit zwei Klicks abschaltbar…
Vom FrontAssist habe ich bisher nur so viel mitbekommen, dass er mich auf der Autobahn hin und wieder dezent per Minipiktogramm vor Unterschreitung des Mindestabstandes gewarnt hatte, meistens weil der Verkehr ins Stocken kam oder einer vor mir in die Lücke stach. Aber alles knorke, zumal ich das Ding auf „frühe Vorwarnung“ gestellt habe, um zu sehen, ab wann es anschlägt. Ein paar Tage später, nachts auf der Landstraße, poppte einmal die große Warnung auf, inklusive kurzem Warnton, war aber im selben Moment wieder verschwunden. Ich tippe auf ein Tier, das über die Straße gehuscht war und dabei gerade noch so vom Radar erfasst worden war.
In derselben Nacht machte ich auch Bekanntschaft mit dem Licht der LED-Scheinwerfer. Dabei war ich vom Abblendlicht fast enttäuscht, hell und klar auf jeden Fall, aber von der Reichweite und Ausleuchtung her nicht die erwartete komplette Offenbarung gegenüber den gewohnten Halogenfunzeln. Der Aha-Effekt kam erst bei einer Baustelle mit Spurwechsel auf der Autobahn, als ich zwecks besserer Orientierung das Fernlicht erstmals aktiviert habe. My dear mister singing club: Mit einem Schlag leuchteten sämtliche reflektiven Baustellenbaken und Schilder mit noch nicht gekannter Intensität auf. Ach du Kacke, dagegen waren alle meine bisherigen Fernlichter ganz müde Funzeln. Der Aufpreis hat sich also doch gelohnt.
Lange Rede, wenig Sinn. Aber ich kann nach vier Wochen sagen: Ich mag dieses Auto. Es fährt gut, lässt sich angenehm bewegen und macht einen soliden Eindruck. Die Optik fand ich schon immer gut. Das Vieraugengesicht war als es rauskam ein absolutes No-Go für mich, jetzt mag ichs. Platz gibt es ohne Ende und vieles ist wirklich ganz gut durchdacht. Ja, es gibt auch ein paar Sachen die nicht perfekt sind. Der fummelige Tempomat-Ausschalter (aber da bin ich verwöhnt, denn diese Funktionen hatte Opel wirklich besser ins Multifunktionslenkrad integriert) zählt dazu und die verrenkte Handbremsbetätigung wegen der Mittelarmlehnenbox. Aber das sind wirklich Kleinigkeiten. Ich hoffe sehr, dass die nächsten Jahre keine Malaisen auftauchen und ich bei Skoda so lange hängenbleiben kann wie bei Opel vorher. Wobei ich grundsätzlich mit keinem Hersteller verheiratet bin. Mir muss schon das Auto gefallen…
Falls doch mal Probleme auftauchen, habe ich mir vorsichtshalber das passende Buch besorgt:
Machts gut, fahrt vorsichtig und habt Spaß!
Harald
nachdem meine "Eroberung" inklusive gleichnamigem Rabatt durch Skoda ja zeitlich perfekt in den Corona-Shutdown gefallen ist und ich daher (wie viele Kollegen hier im Forum) 6 Wochen länger auf meinen Octavia III warten durfte, bekamen wir drei Tage vor Abfahrt zum Nordseeurlaub unseren Familienkombi ausgehändigt. Hier mal ein paar Erfahrungswerte und Eindrücke der letzten vier Wochen:
Vorneweg: Warum noch der 3er Octavia? Es gab viel Auto fürs Geld und ich hänge der Vorstellung nach, daß ganz neu auf den Markt gekommene Fahrzeuge im Notfall auch die Werkstätten vor mehr Rätsel stellen als lange bekannte Modelle, deren Schwachstellen nach einigen Baujahren teils wohlbekannt und teils modellpflegetechnisch behandelt sein dürften.
Die Übergabe hat bei den Damen der Familie nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Unsere Tochter durfte tatsächlich das Auto "enthüllen" und sowas verfängt schon, besonders bei 10jährigen. Ich habe schon zu lange mit Werbefuzzis zu tun, als dass man mich damit noch stärker in Wallung bringen könnte, aber es war schon was anderes wie das letztemal bei der Opelfiliale des gleichen Autohauses, damals im Regen, ganz hinten auf dem Parkplatz... auch die Einweisung verlief ausführlich und ließ erstmal wenige Fragen offen.
Schon beim Verlassen des Geländes fiel mir auf, wie viel agiler sich der Octi gegenüber dem bis vor einer guten Stunde gefahrenen Astra J anfühlt. 300 kg weniger "Speck" machen schon etwas aus. Meine Befürchtung, dass der Skoda gegenüber dem Doppelrahmstufe-Opel allzu flatterig wirken könnten, haben sich aber nicht bestätigt. Grundsätzlich liegt der Octavia nicht schlechter auf der Straße. Aber er geht viel besser um die Ecke.
Notabene: Ich war mit dem Astra 4 Jahre lang mehr als zufrieden und es war der erste Opel (ich bin seit 1997 verschiedene Fahrzeuge dieser Marke gefahren), der wirklich bis ins Detail solide auf mich gewirkt hat.
Also, los ging’s quer über‘n Odenwald und der Dreizylinder schnatterte geschäftig unter der Haube. Nach vier Wochen mit der Maschine ist mein Urteil: Ein überraschender Motor. Er hat kein Problem damit, den Octavia zu beschleunigen, auch nicht 4-Personen-Familienurlaub-beladen auf dem Weg nach Norden. Ja, er ist kein Rennwagen, aber auch keine Wanderdüne. Nominell hat er dank des Gewichtsvorteils sogar ein paar PS pro Tonne mehr als der Astra (der 120 PS aus 1,4 Litern generiert hat). Der kleine Dreitopf will drehen, man merkt ihm an, wie er sich ab 2500 Touren aufwärts in den persönlichen Wohlfühlbereich jubelt. Ein Gefühl der Untermotorisierung kommt bei mir nicht auf (und jetzt bitte ein volltönendes „Du hast keine Ahnung was Power ist“ vom Chor der RS-Piloten). Ich denke, daß das relativ agile Fahrgefühl auf der Vorderhand auf jeden Fall mit dem leichten Motor zu tun hat. Mir gefällts.
Was an dem Motor abtörnt, ist sein Klang. Ja, ich weiß, wenn man einen schön klingenden Motor möchte, hilft es bei Hubraum und Zylinderzahl eher eine Schippe draufzulegen, als downzusizen, aber beim Opel habe ich schon im Parkhaus ganz gerne mal das Fenster an der Ausfahrt etwas länger offen gelassen, um dem sonoren Pfeifen des Turbomotors zuzuhören. Oder einfacher: Er klang richtig gut.
Der Klang des Dreizylinders ist nicht so recht zu greifen. Innen hört man ihn erst so richtig jenseits der 3000 Umdrehungen, dann klingt er ein bisschen wie ein fetter Kater, dem man aus Versehen ein paar Tabletten Speed unter die Brekkies gemischt hat. Und ein klein wenig nach Ente. Irgendwas zwischen purren und schnattern. Schräg. Von draußen ist es ein klanglicher Mischmasch aus ungeradem Zylindergeschnatter und brummigem, fast dieseligem Unterton. Man merkt halt doch: Da bewegt sich etwas außerhalb gewohnter Symmetrien. Das ist nicht schlimm, wäre es mir um den Sound gegangen, hätte ich mir einen RS gekauft. Aber sexy ist halt doch weit davon entfernt. Dass er sich beim Anlassen manchmal schüttelt wie ein nasser Hund, ist technisch gesehen keine Überraschung (dass er es aber auch oft nicht tut, weist meines Erachtens darauf hin, dass es wohl günstige und ungünstige Startpunkte des Systems gibt, was sicher mit der Vibrationsdämpfung zu tun hat)
Egal, gehen tut die Nähmaschine unerwartet ordentlich und der Verbrauch liegt flott gut 1,5 Liter unter dem Opel, bei ähnlichen, subjektiv eher besseren Beschleunigungswerten und gleichem Fahrprofil.
Ansonsten war die erste größere Fahrt natürlich auch gleich der Härtetest. Auf dem Hinweg habe ich es einfahrtechnisch auch entsprechend limitiert angehen lassen. So drohte denn auch die einzige Unbill in einem Leihwagen-Sprinter, der beim Spurwechsel versucht hat, mir eine Breitseite zu geben (und auch nicht durch „Handstand auf der Hupe“ von seinem Kurs abzubringen war. Penner.) Ansonsten verlief die Fahrt angenehm, entspannt und technisch problemlos. Der Skoda ist sowohl vom Fahrgeräusch als auch von den Windgeräuschen deutlich leiser als der Astra.
Trotz nicht unflotter Fahrweise genehmigte sich der Octavia auch auf dem Rückweg nicht mehr als 5,8 Liter. Kann man – zumal im Rahmen der ersten 2000 km – schon gelten lassen.
Jetzt noch ein Blick auf die Ausstattung. Es handelt sich bei meinem Octi um einen „Tour“, der für meine Verhältnisse sehr angenehm ausgestattet ist, mehr geht natürlich immer, aber ich vermisse fast nichts. OK, ein paar Schritte zurück musste ich in Kauf nehmen. Die elektrische Handbremse des Opel war das Richtige für mich faule Sau, aber ich bin auch 28 Jahre lang vorher ohne klargekommen. Den vorderen Parkpilot vermisse ich kaum, der hat mich auch nicht davor bewahrt, mir an einem Parkplatz mit idiotisch („unter dem Radar“) platzierten Ziersteinbrocken den Frontspoiler zu zerkratzen.
Definitiv ein Aufstieg ist das „Bolero“ – zwar hatte der Rüsselsheimer auch einen Bildschirm, aber der war aufgrund fehlender Navimöglichkeit reichlich sinnlos. Das ist jetzt anders. Nach ausgiebiger Erprobung im Urlaub kann ich nur sagen: Spart Euch das Geld für das interne Navi. Die Navigation mit Google Maps funktioniert einwandfrei und ist wirklich immer aktuell. Der Datenverbrauch ist gering (man kann auch zuhause im WLAN Offlinekarten vorneweg runterladen). Die Ansage von Tante Google ist nahtlos ins System integriert, wird also immer akustisch in den Vordergrund eingeblendet. Die Skoda-eigene Sprachsteuerung kommt eigentlich kaum zum Einsatz. Das ist natürlich aus männlicher Sicht suboptimal: Da sind gleich zwei Mädels eingebaut, mit denen man auch noch auf vorgeschriebene Weise kommunizieren muss… ach du liebe Güte. Das einzige Problem mit Android Auto hatte ich dann auch, als ich einen Anruf über die bordeigene elektronische Dame gestartet habe und danach war die Googlefrau erstmal komplett eingeschnappt und hat die Navigation eingestellt. Schon klar: Einmal mit Libuse geflirtet und schon ist Annie auf 180… wenn er meint, er müsste mit dem Tschechenluder rummachen, kann er selber zusehen, wie er den Weg findet….
Später habe ich herausgefunden, dass das Problem an meinem Smartphone lag, das beim Telefonieren den USB-Anschluss auf „Medien“ umgestellt hat. Das ließ sich aber in den Systemeinstellungen beheben.
Etwas deppert ist die Tatsache, dass Android Auto noch immer eine USB-Verbindung benötigt, wobei die USB-Buchse gut platziert ist und das von mir beschaffte knackekurze Anschlusskabel kaum aufträgt.
Zum Kapitel „Ziemlicher Dünnschiss“: Die Skoda-Connect-App ist gut gemeint, aber nicht gut gemacht. Vom Ansatz her ja ok, besonders die „finde Dein Auto“-Funktion ist eine gute Idee und auch dass man die Kiste aus der Ferne notfalls abschließen kann. Aber was nutzt das alles, wenn die App selbst einfach besch…eiden funktioniert? Mal startet sie gar nicht, mal hat sie die Anmeldedaten plötzlich vergessen, dann stürzt sie ab. Wir waren am Strand und das Auto in Sichtweite auf dem Parkplatz – aber die App behauptete voller Inbrunst, daß das Fahrzeug kilometerweit weg am Ferienhaus geparkt sei. Zurück am Ferienhaus war sich die App dann ganz sicher, dass der Octavia auf dem Strandparkplatz zu finden sei. Doch. Auf jeden Fall. Auch nach mehrmaligem Druck auf „Aktualisieren“… Das ist ein schwaches Bild für einen Konzern, der sich ja erwiesenermaßen mit raffiniert programmierter Software gut auskennt…
Zum ersten Mal fahre ich auch ein Auto mit eingebauten Bremsassistenten. Die Rangierbremse durfte ich dann auch gleich am ersten Tag in unserer Tiefgarage testen. Wir besitzen Stapelparkbühnen. Diese Dinger sind die zweitdümmste Erfindung der Menschheit nach der Atombombe. In unserem Fall kommt dazu, dass Kombis rückwärts reingefahren werden müssen, weil ansonsten beim Hochfahren der Bühne das Heck an die Decke knallt. Also rückwärts eine geneigte Fläche hoch, mit links und rechts keinem halben Meter bis zu einem soliden Betonpfosten. Ganz großes Tennis.
Ich platzierte also den Octavia schön gerade vor der Bühne, Rückwärtsgang rein und los ging’s. Dass die Parkpiepser dabei komplett austicken, kannte ich vom Astra. Man fährt ja erstmal gerade auf die Schräge zu und der Abstand zwischen Unterkante Stoßstange und Bühnenboden wird kontinuierlich kleiner, bis die Achse die Schräge erreicht, dann hebt sich das Heck und das Ganze normalisiert sich augenblicklich. Ich hatte natürlich vorher alles abstandstechnisch abgecheckt und war zu brauchbaren Werten gekommen. Die Sensoren lieferten die zu erwartenden, komplett erratischen Werte, aber ich hatte die Rechnung ohne die Rangierbremse gemacht. Das Ding bremst nicht, es wirft einfach den Anker. Macht zu. Bums. Kopf gegen die Kopfstütze, die Kiste steht. Gottseidank holt die Anzeige im Display mich aus meiner Ahnungslosigkeit, die mich aber weniger stark gepackt hat als der panische Gedanke, gerade ein nagelneues Auto mit dem Ar…. auf die Bühne geknallt zu haben – denn so fühlte es sich an. Nach Überwindung dieser Krise kam die nächste: Was, wenn die Rangierbremse ein Auffahren auf die Autozerstörungsmaschine effektiv verunmöglichen würde? Ein kurzer Blick ins Handbuch, Entspannung: Die Rangierbremse ist mit zwei Klicks abschaltbar…
Vom FrontAssist habe ich bisher nur so viel mitbekommen, dass er mich auf der Autobahn hin und wieder dezent per Minipiktogramm vor Unterschreitung des Mindestabstandes gewarnt hatte, meistens weil der Verkehr ins Stocken kam oder einer vor mir in die Lücke stach. Aber alles knorke, zumal ich das Ding auf „frühe Vorwarnung“ gestellt habe, um zu sehen, ab wann es anschlägt. Ein paar Tage später, nachts auf der Landstraße, poppte einmal die große Warnung auf, inklusive kurzem Warnton, war aber im selben Moment wieder verschwunden. Ich tippe auf ein Tier, das über die Straße gehuscht war und dabei gerade noch so vom Radar erfasst worden war.
In derselben Nacht machte ich auch Bekanntschaft mit dem Licht der LED-Scheinwerfer. Dabei war ich vom Abblendlicht fast enttäuscht, hell und klar auf jeden Fall, aber von der Reichweite und Ausleuchtung her nicht die erwartete komplette Offenbarung gegenüber den gewohnten Halogenfunzeln. Der Aha-Effekt kam erst bei einer Baustelle mit Spurwechsel auf der Autobahn, als ich zwecks besserer Orientierung das Fernlicht erstmals aktiviert habe. My dear mister singing club: Mit einem Schlag leuchteten sämtliche reflektiven Baustellenbaken und Schilder mit noch nicht gekannter Intensität auf. Ach du Kacke, dagegen waren alle meine bisherigen Fernlichter ganz müde Funzeln. Der Aufpreis hat sich also doch gelohnt.
Lange Rede, wenig Sinn. Aber ich kann nach vier Wochen sagen: Ich mag dieses Auto. Es fährt gut, lässt sich angenehm bewegen und macht einen soliden Eindruck. Die Optik fand ich schon immer gut. Das Vieraugengesicht war als es rauskam ein absolutes No-Go für mich, jetzt mag ichs. Platz gibt es ohne Ende und vieles ist wirklich ganz gut durchdacht. Ja, es gibt auch ein paar Sachen die nicht perfekt sind. Der fummelige Tempomat-Ausschalter (aber da bin ich verwöhnt, denn diese Funktionen hatte Opel wirklich besser ins Multifunktionslenkrad integriert) zählt dazu und die verrenkte Handbremsbetätigung wegen der Mittelarmlehnenbox. Aber das sind wirklich Kleinigkeiten. Ich hoffe sehr, dass die nächsten Jahre keine Malaisen auftauchen und ich bei Skoda so lange hängenbleiben kann wie bei Opel vorher. Wobei ich grundsätzlich mit keinem Hersteller verheiratet bin. Mir muss schon das Auto gefallen…
Falls doch mal Probleme auftauchen, habe ich mir vorsichtshalber das passende Buch besorgt:

Machts gut, fahrt vorsichtig und habt Spaß!
Harald